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"Ich hab einfach keine kraft mehr..."

"Lara, ich hab einfach keine Kraft mehr!" - Ein Satz, den ich momentan so oft höre, und was sich auch unausgesprochen bei vielen Freunden, Kunden und auch bei mir selbst bemerkbar macht.

Seien wir doch mal ehrlich: Der ewige Lockdown, dieses Arbeiten ohne richtigen Freizeitausgleich, ohne Aussicht auf ein Ende - es laugt uns alle aus.


Vor ein paar Tagen habe ich für den Verein Netzwerk Gesundes Arbeiten e.V. einen Beitrag veröffentlicht, der darüber berichtet, was der Lockdown mit uns macht. Welche Auswirkungen die Einsamkeit haben kann. Wie sehr die Menschen eine Umarmung brauchen.

Und am selben Tag habe ich das erste Mal eine Kundin wieder getroffen, die den Winter über pausiert hat. Ich habe sie im November das letzte Mal gesehen und habe immer wahnsinnig gerne mit ihr trainiert. Sie war die Lebensfreude pur, immer gut gelaunt und motiviert, hatte sich große Ziele gesteckt und war sich sicher, diese erreichen zu können. Und jetzt? Traurig, unmotiviert. Die Ziele hatte sie über den Haufen geworfen. Sie meinte, dass sie heute das erste Mal seit ihrem Urlaubsbeginn das Haus verlassen hat, und das war vor über einer Woche!


Ich merke bei mir selbst, wie sehr mir der Ausgleich fehlt. Ich lebe in einer Ungewissheit, was in den nächsten Tagen entschieden kann. Ich habe keine Vorfreude auf Turniere und kann auch nicht eifrig darauf hin trainieren, weil ich keine Ahnung habe, wann ich jemals wieder Turnierreiten kann. Ich freue mich nicht auf einen Sommerurlaub, weil in den Sternen steht, ob wir überhaupt fahren dürfen. Ich weiß, dass ich zum zweiten Mal meinen Geburtstag nicht richtig feiern kann. Und Ostern. Und die Geburtstage meiner Omas. Und wahrscheinlich den von meinem Papa und den 18. Geburtstag meines Bruders auch nicht.

Ich lebe normalerweise von Vorfreude. Ich stehe morgens gut gelaunt auf, wenn die Sonne meine Nase kitzelt, genieße kurz den Augenblick und in dem Moment schießen mir tausend kleine Gedanken durch den Kopf, was heute alles spannendes passiert und worauf ich mich freuen kann. Immer!

Ich freue mich auch jetzt trotzdem noch, aber auf andere Dinge. Über die Sonne, über mein Pony, und darauf, meine beruflichen Ideen umsetzen zu können. Doch, ganz ehrlich - das fühlt sich so an wie die Begeisterung, mit der ein typischer Angestellter morgens ins Büro fährt, jeden Tag wieder, um immer wieder dieselben Dinge erledigen zu dürfen. Viel zu erwachsen. Langweilig erwachsen. Ein bisschen mehr wollte ich eigentlich schon aus meinem Leben machen!




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