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Praktikum beim Tierarzt

Es ist zwar schon wieder richtig lange her, aber ich habe letztens mal wieder das Protokoll von meinem Praktikum beim Tierarzt 2014 in der Hand gehalten - und dachte mir, es würde vielleicht einige interessieren. Es war ein Pferdetierarzt und ich habe wirklich viel gelernt, wie ihr vielleicht an der Länge des Textes erkennen könnt :D

Behandelte Pferde: 41

Praktikumsdauer: eine Woche

Montag

Heute war der erste Tag meines Praktikums als Tierarzt. Wir trafen uns um neun Uhr in der Praxis, wo beschlossen wurde, dass ich mit zu den Pferden fahren würde und nicht in der Kleintierpraxis bleiben würde.

Unser erster Patient war eine Stute, die vor 19 Tagen zuletzt rossig war und jetzt besamt werden soll. Wir machten bei ihr einen Ultraschall, dabei muss der Tierarzt mit einem Sensor an einem Kabel ins After der Stute bis in den Dickdarm. Von dort aus kann man dann auf einem Computer auf der anderen Seite des Kabels die Eierstöcke erkennen. Wenn diese groß und weich sind, ist die Stute bereit für die Besamung. Er sollte auch einen Durchmesser von vier Zentimetern haben, das kann man am Computer abmessen.

Dann ging es weiter an einen anderen Hof, wo wir als Zahnarzt tätig werden mussten. Das süße Kaltblut namens Urmel wurde erst sediert, aber nicht mit einem reinen Sediermittel, sondern mit einer Mischung, damit es nicht zu stark wird. Das hält ungefähr eine halbe Stunde. Bei alten Pferden wie Urmel muss man die Zähne alle zwei bis drei Jahre schleifen, bei jüngeren sollte man es jedes Jahr machen. Man muss schleifen, weil Pferde nicht wie wir eine harte Schutzschicht als Kuppel über dem Zahn haben, sondern das alles Wellenförmig ist und abwechselnd hart und weich. Weil das weiche Material sich schneller abnutzt, entstehen scharfe Kanten und man muss es wieder gleichmäßig machen.

Geimpft haben wir am meisten, sogar einen Hund auch gleich mit beim nächsten Hof. Medikamente werden in die Vene am Hals gespritzt, Impfungen in den Muskel. Das liegt daran, dass Medikamente im Blut sofort aufgenommen und verarbeitet werden, Impfungen dagegen halten länger an, weil die Verarbeitung im Muskel länger dauert. Tetanus ist die wichtigste Impfung. Die Bakterien dieser Krankheit setzen sich an einer Wunde an und kommen von dort ins Pferd. Dadurch entstehen Lähmungen, anfangend bei den Ohren bis hin zu den Atemwegen, wo das Pferd ersticken kann.

Influenza ist für Turnierreiter Pflicht, wenn man an einem Stall bleibt ist es nicht zwingend notwendig. Grundsätzlich gilt bei Impfungen aber: Am besten sollte der ganze Stall geimpft werden, denn wenn ein einziges Pferd nicht geimpft ist, kann trotzdem der ganze Stall krank werden.

Herpes führte in letzter Zeit zu zwei Todesfällen hier in der Nähe. Vor allem bei Zuchtstuten sollte man Herpes impfen, weil es sonst zu Verfohlungen kommen kann. Gegen Tollwut dagegen werden Pferde nicht mehr oft geimpft, weil es sehr unwahrscheinlich ist, dass ein Pferd betroffen wird. Wenn ein Tier jedoch auch nur ein Anzeichen dafür zeigt, muss es sofort getötet werden.

Ein Pferd hatte Kolik. Erst wurde wie immer von hinten mit einem Plastikhandschuh durchsucht, weil das aber nichts half, mussten wir eine Magenspülung machen. Da kommt ein langer Schlauch durch die Nase in die Speiseröhre und wird von dort aus bis in den Magen gelegt. Mit einem Trichter muss man dann Wasser in den Magen füllen und wieder abfließen lassen, bis am Ende das ganze Futter mit weggespült wird. Dann kommt noch Öl in den Magen, damit die Verdauung in Gang kommt. Das Pferd ist dabei sediert.

Ein Pferd hatte Pollenallergie und Heuschnupfen. Ich durfte es abhören, da kommt nach jedem Atemzug ein Knistern hinterher. Das Pferd bekam eine Spritze und ein Medikament für einmal täglich. Außerdem soll es Jod inhalieren.

Ein Patient war ein riesiges Kaltblut mit viel zu steilen Hufen. Das lässt sich nur schwer wieder ausbessern, wenn es nicht als Fohlen gemacht wurde. Steile Hufe führen schnell zu verkürzten Sehnen und solche Pferde neigen zu Strahlfäule, was in starken Fällen mit Jodformaether bekämpft wird.

Ein anderer Kaltblutkollege wurde vor kurzem am Auge operiert und wir mussten nochmal nachschauen, ab alles gut heilt. Dafür gibt es ein kleines, aber richtig teures Gerät, mit dem man ins Auge leuchten kann und sogar die Netzhaut sieht.

Der schwierigste Fall heute war ein Friesenwallach. Er hatte seit vier Jahren so schlimm Mauke, dass sich richtige Hautwülste gebildet haben und eingewachsen sind. Dadurch konnte er das Hufgelenk nicht mehr richtig bewegen und der Knochen zwischen Huf- und Fesselgelenk wurde angegriffen. Dadurch ist das Seitenband des Gelenks gerissen und der Friese bekam ein Überbein.

ACHTUNG: Ich habe vieles über Krankheiten erklärt, das heißt aber nicht, dass es wirklich zu 100% richtig ist! Vielleicht habe ich manches falsch verstanden oder falsch beschrieben und ich möchte AUF KEINEN FALL, dass ihr jetzt selbst tätig werdet und einfach irgendetwas macht, ohne den Tierarzt zu holen. Das waren einzelne Fälle während dieser einen Woche und ihr solltet einfach den Tierarzt holen und nichts selbst ausprobieren, was ich beschrieben habe!

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